Der SPÖ-nahe Pensionistenverband (PVÖ) hat heute scharfe Kritik am Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, geübt. Anlass ist Knills Forderung, das gesetzliche
Pensionsantrittsalter auf 70 Jahre anzuheben.
„Wer jetzt lautstark eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters fordert, betreibt reine Polemik und verunsichert die Menschen“, erklärte der interimistische PVÖ-Präsident Helmut Bieler. Kritik an Knills Vorstoß kam auch von der FPÖ, den Grünen sowie den Gewerkschaften.
Knill hatte am Vortag in der ORF-Sendung ZIB2 auf mehrfache Nachfrage erklärt: „Wir können gerne Richtung 70 gehen.“ In Dänemark sei eine solche Regelung im Konsens beschlossen worden – „warum soll es in Österreich anders sein?“. Es brauche jedenfalls eine „ehrliche Diskussion“, denn derzeit werde ausgeblendet, dass das Pensionssystem nicht abgesichert sei.
Deutliche Ablehnung von FPÖ und Grünen
Von FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch kam eine klare Zurückweisung: Wenn Knill meine, das Pensionsalter auf 70 Jahre anheben zu können, sei das „nicht nur völlig realitätsfern und zynisch, sondern eine Form des neoliberalen Bashings älterer Arbeitnehmer“.
Auch der Sozialsprecher der Grünen, Markus Koza, übte scharfe Kritik. Die Forderung sei „klar abzulehnen“ – angesichts steigender Arbeitslosigkeit, insbesondere bei älteren Menschen, sei ein solcher Vorschlag „absurd und zynisch“.
Gewerkschaften weisen Vorschlag zurück
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian betonte: „Jeder, der sich seriös mit dem österreichischen Pensionssystem auseinandersetzt, weiß, dass die Pensionen gesichert sind. Wenn man das faktische Pensionsantrittsalter erhöhen will, muss man an mehreren Stellschrauben drehen.“
GPA-Vorsitzende Barbara Teiber fand ebenfalls klare Worte: „Das ist kein seriöser Vorschlag, sondern eine bewusste Provokation – gegen all jene, die ein Leben lang gearbeitet haben und oft schon mit 60 um ihre Gesundheit oder ihren Arbeitsplatz kämpfen müssen.“ Foto-Dominkó István, Wikimedia commons.